Bodo Ramelow
Präsident des deutschen Bundesrates, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen
Es klopft das 40. Jubiläum an die Tür. Der Zentralverband deutscher Sinti und Roma feiert sein Vierzigstes.
Ich freue mich darauf Ihnen diesen Gruß schicken zu können und ich weiß, dass wir in diesem Jahr noch an einem wichtigen Termin gemeinsam in Auschwitz zusammen den Toten gedenken, die von den Nationalsozialisten ausgerottet worden sind. Der Völkermord an Ihren Menschen.
Deswegen ist es so wichtig, dass der Zentralrat Deutscher Sinti und Romas so deutlich macht, dass es einen Anspruch darauf gibt, dass ihre Minderheit, in unserem Land einfach als eine Minderheit unserer Bundesrepublik Deutschland, also eine deutsche Minderheit anerkannt wird.
Eine Minderheit, die ein Recht darauf hat ihre Sprache zu sprechen, so wie die Sorben ihre Sprache sprechen.
So wie die Friesen endlich auch anerkannt worden sind mit ihrer autochthonen Sprache.
Wie die Dänen Sonderrechte haben, die bewusste gewählt worden sind, um ein Miteinander stark spüren zu können.
Und so, gehören die unterschiedlichen Minderheiten einfach zu unserem Land, zu unseren Menschen, zu unserem Volk. Und die Sinti und Roma sind seit Jahrhunderten Teil unseres Volkes und deswegen ist die permanente Diskriminierung, die ihre Menschen erleben mussten, die eigentliche Herausforderung mit der wir uns auseinandersetzen müssen.
Es ist nicht vergangen, sondern bis heute so, dass reflexartig wieder der Finger in die Richtung ihrer Menschen gestreckt wird, wenn irgendetwas vorkommt, man irgendeinen Sündenbock braucht.
Und deswegen ist es so wichtig, dass der Zentralrat immer wieder mahnend, warnend und auch aufmerksam macht, darauf hinweist, dass man in unserer Gesellschaft darauf achten muss, wie die Mehrheitsgesellschaft mit ihrer Minderheit umgeht.
Denn darauf kommt es an, dass wir begreifen, wir als Vertreter der Mehrheitsgesellschaft, dass wir begreifen, so wie sie es empfinden, im Umgang miteinander, so ist das Klima in unserem Land und nicht, wie ich mir wünsche, wie es sein sollte.
Das glaube ich wünsche ich mit Romani Rose gemeinsam, dass jeder auf seine Art in unserem Land leben können darf und können muss.
Aber dass wir da manchmal weit entfernt sind, wenn sehr oberflächlich drüber weggehuscht wird und wenn leichtfertig wieder Begriffe wie Zigeuner benutzt wird.
Ich erinnere mich, wenn bei uns zu Hause früher darüber geredet wurde, war Zigeuner der Begriff für ziehende Gauner. Und ziehende Gauner, das meinte etwas verbrecherisches. Das wurde einfach zugeordnet.
Und wenn man in die deutsche Geschichte geht, sieht man eine Verfolgungsgeschichte, die ihren schlimmsten Tiefpunkt dann im Nationalsozialismus hatte.
Wo selbst Angehörige ihres Volkes in voller Uniform von der kaiserlichen Uniform mit ihren hohen Orden dekoriert, aus dem ersten Weltkrieg kommend, auf einmal ins Konzentrationslager eingeliefert wurden
und sich die Wachleute darüber beschwert haben, man möge doch bitte den Sinti und Romas vorher die Uniformen wegnehmen, weil man sich gestört fühlt.
Weil man nicht daran erinnert werden möchte, dass ihre Menschen mit unseren Leuten zusammen unterwegs waren ihre Aufgaben zu erfüllen und deswegen ist es so schwierig, wenn wir diese Dinge nicht im Blick behalten.
Wenn wir die Ausgrenzung gegen Sinti und Romas nicht im Blick haben, wenn wir nicht wahrnehmen, wie die Themen immer noch so oberflächig schnell daher geredet kommen.
Deswegen war es so wichtig, dass Romani Rose für den Zentralrat bei Horst Seehofer darum gebeten hat, dass man den Antiziganismus in Deutschland unter die Lupe nimmt.
und dass der Auftrag aus diesem Abschlussbericht, der Auftrag ist, an dem wir uns messen lassen müssen, den wir bearbeiten müssen.
Wir, die wir als Politiker Verantwortung tragen und deswegen sage ich auch als Bundesratspräsident, es war mir eine Ehre, die Grußansprache, die Gedenkansprache in diesem Jahr im Bundesrat halten zu dürfen und es war mir eine noch viel größere Ehre, mit Romani Rose an die Gedenkstelle zu gehen.
An den Gedenkort zu gehen und gemeinsam mit Ihnen Kränze nieder zu legen, für ihre Menschen. Gemeinsam mit ihnen zu trauern. Deswegen ist dieser 40. Jahrestag so wichtig. Er kämpft in einer Zeit, in der man ihre Interessen eigentlich gar nicht hören wollte.
Über eine lange Zeit ausgeprägt, und ich erinnere mich sehr gut, als ich irgendwann vor vielen Jahren durch Zufall hörte, dass Romani Rose zum KZ Gedenken in Buchenwald nicht eingeladen war und es war mir wichtig, damals schon wichtig, dann die Staatskanzlei anzurufen und zu sagen, das geht doch so nicht. So können wir doch miteinander nicht umgehen.
Deswegen ist es mir heute eine Ehre, einfach herzlichen Glückwunsch zu 40 Jahre Arbeit des Zentralrates sagen zu dürfen aber gleichzeitig auch mir zu wünschen, dass wir die Themen, die gemeinsam erarbeitet worden sind in der Kommission, dass wir sie auf die Tagesordnung holen. Und dass wir uns damit auseinandersetzen müssen, dass jeder auf seine Art in unserem Land, leben können muss, leben können und leben darf.
Und jeder ein Teil unserer Kultur ist. Wir haben von Ihren Menschen viel zu lernen.
Und lassen sie uns darauf dann gemeinsam auch in die Zukunft schauen, dass das Gemeinsame uns stärker macht.
In diesem Sinne herzlichen Glückwunsch zu 40 Jahren. Herzlichen Dank für die Kraft 40 Jahre durchzuhalten und sich jedes Mal wieder neu in die Position zu bringen, dass man als Mahner und Warner auch manchmal schräg angeguckt wird.
Aber ohne Mahner und Warner, würde es ganz schnell wieder vergessen werden. Deswegen uns gemeinsam viel Kraft, damit wir gemeinsam lernen zusammenzuhalten. Alles Gute, viele, viele Grüße.