Bischof von Limburg, Vorsitzender Deutsche Bischofskonferenz

Bischof Dr. Georg Bätzing (© T. Steiger / Bistum Limburg)

Verehrter, lieber Herr Rose, sehr geehrte Damen und Herren aus dem Kreis der Sinti und Roma, werte Festversammlung im virtuellen Raum,

ich bin dankbar für die Gelegenheit, anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma ein paar Worte an Sie richten zu können. Im Namen der katholischen Kirche in unserem Land, der Deutschen Bischofskonferenz und auch ganz persönlich möchte ich Ihnen von Herzen gratulieren. Meine Glückwünsche gelten Ihnen, lieber Herr Rose, als dem Gründungsvorsitzenden, aber auch allen Ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern, die sich seit vier Jahrzehnten im Zentralrat und in seinen verschiedenen Mitgliedsverbänden engagieren.  

Dem Zentralrat unter dem Vorsitz von Romani Rose ist es zu verdanken, dass in der breiten Öffentlichkeit ein Bewusstsein entstanden ist für den entsetzlichen Völkermord an 500.000 Roma, ein Bewusstsein aber auch für den jahrhundertealten Antiziganismus, der in unserer Gesellschaft immer noch präsent ist. Die katholische Kirche hat in nationalsozialistischer Zeit zu dem Völkermord an Roma weitgehend geschwiegen. Damit haben wir als katholische Kirche große Schuld auf uns geladen. Und es gehört für mich auch zu einem Tag wie heute, mich zu dieser Schuld noch einmal ausdrücklich zu bekennen. Die Schuld ist nicht wieder gut zu machen. Aber umso mehr ist es für die katholische Kirche heute eine Aufgabe, die Roma auf ihrem Weg zu einer nicht nur anerkannten, sondern auch geachteten Minderheit in unserer Gesellschaft zu unterstützen. Es ist das Verdienst des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, die ersten Schritte auf diesem langen und schweren Weg eingeleitet zu haben, dessen Ziel aber noch lange nicht erreicht ist.

Die Deutsche Bischofskonferenz unterstützt heute mit ihrer Dienststelle der „Katholischen Seelsorge für Roma, Sinti und verwandte Gruppen“ den vom Zentralrat eingeschlagenen Weg. Auch wenn die Dienststelle, die ja in erster Linie einen seelsorglichen Auftrag hat, in ihrer Arbeit gelegentlich andere Akzente gesetzt hat als der Zentralrat, so hatten und haben wir doch immer ein gemeinsames Ziel: nämlich die Selbstbestimmtheit jedes Menschen in seiner je eigenen Kultur und Tradition. 

Ich freue mich und bin dankbar, dass der Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma immer offen war für Begegnungen und Dialog – mit verschiedenen Bischöfen ebenso wie mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer „Katholischen Seelsorge für Roma, Sinti und verwandte Gruppen“.  Angesichts der neuen Herausforderungen der Gegenwart hoffe ich und wünsche ich mir, dass dieser Dialog zwischen der katholischen Kirche und dem Zentralrat nicht nur fortgesetzt, sondern noch einmal intensiviert wird.