Olaf Scholz
Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
Sehr geehrte Vorstände des Zentralrats,
sehr geehrter Herr Rose,
meine Damen und Herren,
über die Musik bin ich zum ersten Mal bewusst mit der Kultur der Sinti und Roma in Berührung gekommen. In den 70’er Jahren war das. Ein Album des Jazz-Ensembles um den Gitarristen Häns’che Weiss hatte damals den Deutschen Schallplattenpreis gewonnen.
Weiss singt darauf sanften, melodischen Jazz.
Ein Lied aber ist ein Aufschrei.
„Lasst uns unser Recht fordern!“ heißt es auf Deutsch.
Ein Aufschrei nach Jahrhunderten der Entrechtung und Verfolgung.
Ein Aufschrei, nach dem nationalsozialistischen Massenmord an den Sinti und Roma.
Ein Aufschrei aufgrund von Diskriminierung, die Sinti und Roma erfahren mussten – und leider immer noch erfahren.
Vom „langen Schatten von Auschwitz“ hat Romani Rose einmal gesprochen.
Gegen massive Widerstände mussten die Überlebenden und Hinterbliebenen viele Jahre lang für die Anerkennung ihres Leidens kämpfen.
Erst seit 2012 erinnert unweit vom Bundestag ein Denkmal an die 500.000 ermordeten Sinti und Roma.
Und fast vier Jahrzehnte hat es nach dem Krieg gedauert, bis Bundeskanzler Helmut Schmidt die richtigen Worte fand. Das ungeheuerliche Unrecht, das Deutsche den Sinti und Roma zugefügt haben, benannte er als das, was es war: als einen Völkermord.
1982 war das.
Im gleichen Jahr wurde der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma gegründet wurde – heute vor 40 Jahren.
Zu diesem Jubiläum gratuliere ich Ihnen von Herzen!
40 Jahre – gemessen an der 600 Jahre langen Tradition der Sinti und später auch der Roma hier bei uns in Deutschland scheint das kurz. Und doch hat Ihre Arbeit unser Land nachhaltig verändert in diesen 40 Jahren.
Sie haben für Sichtbarkeit gesorgt.
Sie haben gezeigt, wie die Kultur der Sinti und Roma unser Land jahrhundertelang mitgeprägt hat und auch heute bereichert.
Sie haben uns allen bewusst gemacht: Deutschland ist ihre Heimat.