Winfried Kretschmann
Ministerpräsident von Baden-Württemberg
Der Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma feiert in diesen Tagen sein 40-jähriges Bestehen.
Ein Jubiläum, das uns zum Nachdenken und Innehalten anregt. Denn die Hintergründe sind kaum zu ertragen: der Völkermord an Sinti und Roma in der Zeit der nationalsozialistischen Barbarei. Dem Hunderttausende zum Opfer gefallen sind. Dennoch ist dieses Jubiläum auch ein Anlass zu Freude und Dankbarkeit:
- über das so erfolgreiche Wirken des Zentralrats,
- über die geduldige und hartnäckige Arbeit seiner Mitglieder,
- über die vielen Früchte des bürgerschaftlichen und bürgerrechtlichen Einsatzes der Sinti und Roma in Deutschland.
Ich gratuliere dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sehr herzlich zu seinem Jubiläum! Und ich danke Ihnen, lieber Herr Vorsitzender Rose, sowie allen, die im Zentralrat mitwirken und sich ihm
verbunden fühlen:
- für Ihren Einsatz um die Belange der Sinti und Roma
- und für den Weg des Vertrauens, des Respekts und der Versöhnung, den sie mit uns gegangen sind.
Sie haben uns noch stärker sensibilisiert:
- für das Schicksal,
- die Anliegen
- und die Leistungen der Sinti und Roma in Deutschland.
Sinti und Roma sind heute eine anerkannte nationale Minderheit in Deutschland. Dafür haben sie leidvoll kämpfen müssen. Aber für mich sind sie mehr als das. Für mich sind Sinti und Roma:
- unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger,
- unsere Landsleute,
- unsere Verwandten, Nachbarn, Arbeitskollegen und Freunde.
Und dafür bin ich sehr dankbar. Baden-Württemberg und der Zentralrat der Sinti und Roma: Das ist eine besondere Beziehung. Seit seiner Gründung hat der Zentralrat seinen Sitz in Heidelberg. Und an der Universität Heidelberg haben wir auch die bundesweit erste „Forschungsstelle Antiziganismus“ eingerichtet. 2013 haben wir – als erstes Land in Deutschland – einen Staatsvertrag mit den Sinti und Roma geschlossen. Und damit freiwillige Zuschüsse in rechtliche Ansprüche verwandelt. Diesen Vertrag haben wir 2018 erneuert. Wir haben Ihre Geschichte und Kultur fest in den Bildungsplänen für unsere Schulen verankert. Und wir haben dafür Sorge getragen, dass Sinti und Roma auch in den Gremien des SWR vertreten sind. All das zeigt unsere besondere Verbundenheit, aber auch unsere Verpflichtung Ihnen gegenüber. Wir wissen um das große Leid, das den Sinti und Roma angetan wurde. Um die Verfolgungen, Deportationen und Ermordungen während der NS-Zeit. Aber auch um die Vorurteile, Diskriminierungen,
Ausgrenzungen nach dem Krieg. Bis heute.
Antiziganismus ist kein überwundenes Phänomen der Vergangenheit. Antiziganismus ist eine Verirrung, eine Haltung, eine Einstellung, mit der wir es bis heute zu tun haben. Dieser Haltung müssen wir uns stellen.
Und sie entschlossen bekämpfen:
- in Baden-Württemberg,
- in Deutschland,
- und in Europa.
Das ist und bleibt weiterhin unsere gemeinsame
Aufgabe!
Lieber Herr Vorsitzender Rose, herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Und auf eine weiterhin gute und fruchtbare Zusammenarbeit!